So jetzt also die wohl für längere Zeit letzte Rezension zu George R.R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ mit den Teilen 9 und 10 „Der Sohn des Greifen“ und „Ein Tanz mit Drachen“ oder wie ich sie nennen würde: Ein Lied über jeden, der in der Saga je vorkam oder die lange Anreise des Tyrion Lennister.
George R.R. Martin lässt die Truppen sammeln, die Drachen kommen in die Pubertät, der Norden bekämpft sich selbst und Königsmund versinkt im Chaos. Eine ganze Welt ist im Krieg und alle Protagonisten suchen nach Erlösung, laufen letztendlich aber nur im Kreis. Die einen werden verbrannt die anderen erfrieren. Was bedeutet hier eigentlich gewinnen?
Zur Reihe:
Beim „Das Lied von Eis und Feuer" handelt es sich um
eine auf sieben Bände angelegte Reihe, von der bisher fünf englischsprachige
Bände erschienen sind. Die deutsche Übersetzung teilt jeden englischen Originalband
in zwei deutsche Bücher auf:
5. "A Dance
with Dragons" („Der Sohn des Greifen“ & „Ein Tanz mit Drachen“)
Jede meiner oben verlinkten Rezensionen behandelt zwei
deutsche Bücher, also bestenfalls einen großen Handlungsabschnitt.
Die amerikanische Fernsehserie Game of Thrones von
HBO, behandelt bisher pro Staffel, also in 10 ca. einstündigen Folgen, zwei
deutsche Bücher. Die dritte Staffel läuft gerade in den USA und ab 19.Mai in
Deutschland auf Sky. Eine vierte Staffel wurde in Auftrag gegeben. Aufgrund der
verbreiterten Handlung umfasst ab der dritten Staffel eine Staffel nur noch ein
deutsches Buch. Die Unterschiede zwischen den Büchern und der Serie waren
anfangs gering, steigern sich aber von Staffel zu Staffel.
Um den etwas kryptischen Gedanken von oben noch abzuschließen:
Ich suche immer noch nach dem Metathema in „Das Lied von Eis und Feuer“ und
hatte mich in der Clash of Kings Rezension mal etwas umständlich am Thema
Religion in der Reihe versucht. Aber irgendwie ergibt das alles noch keinen
rechten Sinn. Es wird nicht einmal richtig klar welche Götter es genau gibt und
wofür sie stehen. Nur Brans „Baumgötter“ scheinen irgendwie gut zu sein, Aryas „einer
Gott“ dagegen ist schon recht zwielichtig und beim Rest kann man sich nur noch zwischen
Feuer und Eis entscheiden. Leider geben die beiden Kinder auch in diesen Teilen
wieder nur die Nebenrollen, mit sehr geringer Weiterentwicklung, so erfährt man nicht
viel Neues. Langsam erklärt die Fernsehserie mehr als die Bücher. Aber ich bin
gespannt wie es an dieser Front weitergeht, so jetzt aber geht’s richtig los
(Vorsicht Spoiler!):
A Dance with Dragons
Da sind sie also wieder, Tyrion, John und Daenerys, alle
drei bekommen reichlich Platz für ihre Erlebnisse müssen ihn aber mit nicht
weniger als 13 weiteren Erzählern teilen. Von diesen allen die Erlebnisse aufzuschreiben
wäre wohl vermessen, daher versuche ich einfach die Saga in drei
Handlungsschwerpunkte einzuteilen. Die da wären:
Krieg im Norden und an der Mauer
Hauptstreiter ist hier John Schnee, der versucht, als
oberster Wächter die Wildlinge gegen den Widerstand seiner eigenen Leute, in
die Truppe zu integrieren, sich irgendwie mit Stannis, der immer noch bei ihm
rumhängt zu arrangieren und sich aus familiären Gründen in die Politik des
Nordens einzumischen. Das ist mitreißend zu lesen, denn John ist immer noch sehr
sympathisch, als Leser hängt man an ihm und teilt vor allem seine
Entscheidungen. Gepfeffert wird das Ganze durch den Krieg im Norden zwischen
Stannis und den grausamen Boltons an dem auch Davos und zur Überraschung des
Lesers und zum Leidwesen der Handelnden, die Graufreunds Asha und Theon (!)
teilnehmen. Das Leidwesen ist wörtlich zu nehmen, denn Theon ist die
bewegendste Figur dieser Romane, sein Leid treibt einem die Tränen in die Augen
und sein Weg beschert das schönste kleine Happy End der bisherigen Serie.
Natürlich ist Martins Grausamkeit Kalkül und nicht immer realistisch aber auf
perfide Weise bindet er den Leser damit an seine Geschichte. Ich weiß noch nicht,
ob ich ihn dafür hassen oder ihn dafür bewundern soll. Leider löst sich, bis
auf dieses kleine Happy End der ganze Konflikt im Norden nur in zwei gewaltige Cliffhanger
auf, deren Auflösung offen bleiben wird bis Martin sich erbarmt und
weiterschreibt.
Der Westen – die Sklavenbucht
Dort ist natürlich Danerys, die mit der befreiten
Sklavenhalterstadt Meeren eine Schlangengrube zu regieren versucht und daran
ziemlich umfänglich scheitert. Zu ihr unterwegs sind Quentin Martell der Prinz
von Dorne, Victarion mit der Flotte der Eiseninseln und Tyrion Lennister auf
seiner Flucht vor Cerseis Rache. Barristan der Kühne ist natürlich auch schon
da und so will jeder dort sein eigenes Süppchen kochen, der erste will heiraten,
hätte aber vielleicht besser vorher mal gefragt, der nächste will Drachen
jagen, der übernächste reist wenig selbstbestimmt dahin will aber irgendwann
mal Rache an seiner Familie und letzterer einfach nur irgendeinen König oder
Königin beschützen. So richtig gelingt aber so keinem von dem Quartett etwas,
so wie alles rund um Meeren am Ende der beiden Bücher noch so aussieht wie am
Anfang. Selbst der Cliffhanger den sich Martin für das Ende ausgedacht hat
besteht nur daraus noch eine Überraschung aus seiner Black Box zur Stadt zu
beordern.
Der Süden – Königsmund
Tja, das war der Teil der Geschichte den Martin in den
letzten beiden Romanen abhandeln wollte, aber nicht hat, so fällt ihm nun doch
noch einiges zu Jaime, Cersei und einer völlig neuen Fraktion, den Truppen rund
um den doch nicht toten Sohn von Rheaghar Targaryen, ein. Da er sich dabei vergleichsweise
kurzfasst hat dieser Part deutlich an Qualität gewonnen. Hier nutzt natürlich
der lange Aufbau in den letzten Büchern und der neue Player auf dem Schachbett.
Speziell das Ende dieser Geschichte rockt richtig und tatsächlich wird dabei mal
ein wenig erklärt. Ich bin gespannt wie es da weitergeht.
Insgesamt sind diese beiden Romane eine deutliche
Verbesserung zu ihren beiden Vorgängern. Die alten Rezepte: Große Kriege,
grausame Gegner, liebenswerte und gequälte Helden sind wieder da. Leider
braucht es wie immer 500 Seiten bis es richtig losgeht und hört auf wenn es am
besten ist.
Aber kommen wir zur
Kür der Sieger und Verlierer:
Gewinner: Der Epilog aus Königsmund, eine wirkliche
Überraschung die Lust auf das zukünftige Chaos im Süden macht und Theon, zum
heulen traurig.
Verlierer: Eindeutig Tyrion er war die tragende Figur aller vorangegangenen
Romane, vor allem daher weil er handelte. Nun aber fiel Martin anscheinend nichts
mehr für ihn ein, also tat er das was er
dann immer tut: Er lässt wandern, der Weg ist das Ziel und der arme Tyrion wird
über den halben Erdball getrieben, was uns ausführlich erzählt wird. Fast wähnt
man sich dabei bei Joseph von Eichendorf und seinem Taugenichts. Leider dümpelt
das alles auch noch lange vor sich hin und der in Selbstmitleid zerfließende
Tyrion, weckt die tiefe Sehnsucht nach seiner alten hinterhältigen Schlauheit
und als er sie wiederfindet, ist der Roman, tatata: Vorbei!
Tja, immer noch mehr lose Enden, immer noch mehr
Cliffhanger. Ich hoffe inständig das Martin irgendeinen Plan für die Zukunft
hat, denn seit Roman 7 baut sich in mir die Befürchtung auf das er schreibt
ohne zu wissen wohin das alles führen soll. Langsam wird die Geschichte aber zu
komplex, liegen zu viele Elemente wartend herum und sind zu viele Enden lose, um
es auf diese Weise noch beherrschen und vor allem, damit befriedigend
überraschen zu können. Der Epilog zeigt das Martin immer noch großartige
Einfälle hat aber er wird sehr viele davon brauchen, um das alles zu verbinden.
Der nächste Roman wird wohl bemerkenswert werden, so oder so.
Aber hoffen wir das Beste und sehen uns währenddessen die immer besser werdende Serie an….
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