Freitag, 11. Mai 2012

Anna Gavalda: Ein geschenkter Tag


Die Geschichte handelt von vier erwachsenen Geschwistern. Lola, kultiviert und künstlerisch begabt, hat gerade eine Scheidung hinter sich. Simon, engelsgleich in seiner Güte, begabter Tüftler, verheiratet mit Carine, einer geschäftstüchtigen Apothekerin, deren Hygiene- und Ordnungssinn schon neurotisch anmuten. Vincent der schräge Schlosshüter, der sich bei seinen Schlossführungen gern als adliger Eigentümer ausgibt und Schauergeschichten über die "Familienresidenz" zum Besten gibt.
Letzte im Bunde ist Garance, die Ich-Erzählerin der Geschichte, eine lebenslustige Single-Frau, die spricht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist und zu allem Kommentare abgibt.

Simon und seine Schwestern machen einen Ausflug zur Hochzeit eines Cousins; Vincent soll sich vor Ort dazugesellen. So der Plan….
Die Fahrt dorthin ist für den Leser sehr amüsant, da Simons Angetraute auch mit von der Partie ist. Nichts anderes erwartet man von Anna Gavalda, wenn man schon einige ihrer Bücher gelesen hat. Ihre Darstellung der Marotten der Reisenden ist treffend und heiter. Man gewinnt den Eindruck, die Ehefrau Simons in ihrer Perfektion, Zielstrebigkeit und distanzierten Art stellt das klassische Pendant zu Garance dar. Beschrieben wird diese als Lebenskünstlerin, die bis tief in die Nacht dem Glücksspiel fröhnt und ein eher ungeregeltes Leben ohne Lebenspartner und feste Arbeit führt. Am Ende des Buches stellt sich jedoch heraus, dass sie studierte Richterin ist und nur aus Angst vor der Verantwortung noch nicht so richtig Fuß gefasst hat in diesem Beruf.

Anleitungen, wie man sich auf dem Rücksitz eines Autos die Beine wachst und die Nägel lackiert, dürfte vor allem die Frauen interessieren (oder auch nicht).

Auf der Hochzeit angekommen, stellen Simon, Lola und Garance fest, dass Vincent nicht dort ist und auch nicht erscheinen wird. Also beschließen die drei Vincent zu besuchen; vielmehr Simon beschließt und die Mädels folgen, weil sie ihm nicht glauben, dass er wirklich abhauen will.

Dort im Schloss angekommen, erleben sie als erstes eine Schlossführung von einem Vincent, der so gar nicht ihr Bruder sein kann - als verarmter Adliger, den er sehr überzeugend darstellt.

Die drei verbringen eine schöne Zeit miteinander, in der jeder noch einmal so ist, wie er sein möchte. Ohne Gesellschaftszwänge, Terminen, zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen. Auf eine Hochzeit gehen die vier indes auch, eine typisch dörfliche Hochzeit, auf der ihnen trotz ihres Fremdsein mehr Herzlichkeit entgegengebracht wird, als auf der Hochzeit in der eigenen Familie.

Klingt ziemlich banal und leider ist es das auch. Eine Aneinanderreihung von beinah alltäglichen Situationen. Es versprach, eine kurze Atempause vom allgemeine Trott darzustellen. Eine Möglichkeit, für diese vier Geschister, noch einmal eine kurze Zeit als Kinder zu verbringen. Aber es fehlte mir an Tiefe in diesem Buch. Es fehlte irgendwie an allem. Es ist schlichtweg platt geschrieben. Nach Anna Gavaldas Büchern wie Zusammen ist man weniger allein, Alles Glück kommt nie und Ich habe sie geliebt bin ich dieses Mal sehr enttäuscht.

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